|
Es muss wahrhaftig eine kleine Sensation gewesen sein, als der Taiwanesische Manhua-Künstler Zheng Wen (Chen Uen) als erster Ausländer im Jahr 1991 den begehrten „Best Series Award“ der Japanischen Vereinigung der Cartoonisten erhielt. Und nichts anderes stellt seine in drei Teilen strukturierte bildhafte Darstellung einer gleichermaßen blutrünstigsten, aber auch intellektuell aufblühenden Epoche der Chinesischen Geschichte dar: ein wahres Juwel, nicht nur für eingefleischte Comic-Fans, sondern auch für alle diejenigen, die historische Persönlichkeiten wie den großen Philosophen Konfuzius und den ersten Kaiser Qin Shihuangdi schon immer einmal live in action erleben wollten.
Dem auf derartige Lektüre spezialisiertem Schweizer Fachverlag Chinabooks ist es nun gelungen, die Trilogie Helden der östlichen Zhou-Zeit dem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen. Der besondere Clou: Jeder der drei Bände ist komplett bilingual und bietet sich somit auch perfekt für fortgeschrittene Lernende der chinesischen Sprache (Mandarin-Kurzzeichen) an, die mit Hilfe authentischer Materialien ihren Wortschatz erweitern möchten. Ob in Deutsch oder in Chinesisch - gelesen wird der Comic selbstverständlich Manhua-getreu von oben rechts nach unten links. Gelegentliche Anmerkungen des professionellen Übersetzers sowie Übersichtstafeln geben historische Hintergrundinformationen zu den dargestellten Szenen, in denen die Leser nicht nur auf große Krieger und berühmte Denker, sondern auch auf die einfachen Durchschnittsbürger aus einem der über einem Dutzend miteinander um die Herrschaft in China streitenden Fürstentümer treffen.
Im vorliegenden ersten Band - Wege zum Ruhm - wird Zheng seinem Ruf als experimentierfreudiger Künstler, der neben seinem Kalligraphie-Pinsel gerne auch auf Werkzeuge wie seine Zahnbürste zurückgreift, mehr als gerecht. Seine Zeichnungen in ihrer Gesamtheit stellen ein wahrlich frenetisches Kunstwerk dar, in dem sich Gelassenheit und dynamische Aktion nebeneinanderstellen. Die verschmierten, wasserfarbenen Tafeln suggerieren high-speed action und die daneben stehenden unebenen Tafeln zeigen die Unkontrollierbarkeit und Zufälligkeit des Kampfes auf. Die Szenen des alttäglichen Lebens sind dahingehend auf einer Ebene und gleichmäßiger – wenn auch leicht übertrieben – dargestellt. Dieses suggeriert womöglich einen weitestgehend klaren Unterschied zwischen Leben und Kampf, wie er sich auch in der daoistischen Philosophie des Yin und Yang wiederfindet. Eine gewisse Parodie und satireartige Elemente finden sich in der Darstellung und im Umgang mit den hohen Beamten wieder, welche auf eine subtile Art und Weise einen Verweis auf frühere repräsentative Kunstwerke zur kritischen Betrachtung der Chinesischen Gesellschaft gibt.
Alles in allem gehört dieser erste Band der Helden der östlichen Zhou Zeit, welcher mit der Machtergreifung der Qin und Installation des ersten Chinesischen Kaisers im Jahre 221 v. Chr. endet, in die Sammlung sowohl aller Comic-Begeisterten als auch Sinologen, die sich mit den Augen eines in Asien zum festen Inventar gehörenden Künstlers ein Bild der antiken chinesischen Geschichte machen wollen.
Bewertung: [5 von 5 Sternen!] |
|
|